Kurt Holl

Kurt Holl (1938 – 2015)

Kurt Holl wurde 1938 im schwäbischen Nördlingen geboren. Nach dem Umzug seiner Familie nach Köln besuchte er ab 1955 das Gymnasium Kreuzgasse, das er im Frühjahr 1958 mit dem Abitur verließ.

Einem anschließenden Theologiestudium in Bonn, Wuppertal und Heidelberg folgten bis 1967 die Studiengänge Geschichte, Philosophie und Französisch in Heidelberg, Nancy und Köln.
Schon als Jugendlicher setzte er sich mit der Entstehung und den Folgen des Nationalsozialismus auseinander und trat fortan für Frieden, Gerechtigkeit und Menschlichkeit ein. Er engagierte sich gegen den Algerienkrieg, nahm an ersten Demonstrationen gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik teil und entfremdete sich in den 1950er und 1960er Jahren zunehmend von der damaligen BRD und ihren politischen Eliten. Nach zahlreichen politischen Aktionen mit dem SDS an der Universität und in der Stadt Köln, liefen 1969 sieben Ermittlungsverfahren u.a. wegen „Landfriedensbruch“ gegen ihn. Noch im selben Jahr trat er aus der SPD aus, deren Mitglied er seit 1959 war.

1974 ereilte ihn als Referendar am Hansa-Gymnasium in Köln die Mitteilung, dass ihm „wegen fehlender charakterlicher Eignung“ die Ausübung des Lehrer-Berufes untersagt sei, was einem Berufsverbot gleichkam. Aus Protest gegen seine Entlassung besetzten Schüler aus mehreren Kölner Schulen das Hansa-Gymnasium.

In den 1980er Jahren setzte sich Kurt Holl dafür ein, dass aus dem EL-DE-Haus – der ehemaligen Kölner Gestapo-Zentrale – das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln wurde. 1988 gründete er mit Gleichgesinnten den Rom e.V. und engagierte sich in zahllosen Aktionen für die Bürger- und Menschenrechte der Sinti und Roma. Gemeinsam mit Gunter Demnig entwickelte er die Idee zur Aktion ‚Stolpersteine‘. 2007 wurde er mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet. 2011 wurde ihm gemeinsam mit Hedwig Neven DuMont die alternative Ehrenbürgerschaft der Stadt Köln verliehen.

Kurt Holl ging auf die Barrikaden, wann immer er es für angebracht hielt – und das war oft der Fall. Mit seinem ureigenen Gespür für Ungerechtigkeit wollte er Staat und Kirche, Kapital und Gesellschaft zu einem menschlichen Antlitz zwingen. Er war ein charismatischer Anführer und Menschenfreund, ein Un-Rechtsverletzer und unerschöpflicher Hoffnungsträger. Bis heute ist sein Vermächtnis in Köln spürbar und lebt in vielen Projekten weiter. Kurt Holl starb am 10. Dezember 2015, dem Tag der Menschenrechte, in Köln.

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